Von der LinkedIn-Nachricht zum Unternehmen: hej.build wird vier und ist noch lange nicht fertig

Der erste persönliche Kontakt beim Notar und zur Feier der Gründung ein Remote-Bierchen mit Katze auf dem Arm – so ungefähr begann vor vier Jahren die Geschichte von hej.build. Und mit ihr die Frage: Kann man ein Unternehmen gründen, das remote funktioniert und trotzdem eine starke, gelebte Unternehmenskultur hat? Die letzten Jahre zeigen: Das geht. Heute ist hej.build nicht nur ein eng zusammengewachsenes Team, sondern eine etablierte, umsetzungsorientierte Strategieberatung mit klarer Haltung, viel Leidenschaft für die Sache und einer gesunden Portion Ideenreichtum.
Aber was ist dazwischen alles passiert? Was hat sich verändert? Und was wird noch kommen? Ein Gespräch mit den Gründern Michael Rahmfeld und Hannes Eberlein über mutige Entscheidungen. Und den langen Atem, den es zum Aufbau einer echten Kultur ohne Firmensitz oder gemeinsames Büro braucht.
Eine kleine Prise Zufall und das gemeinsame Interesse für digitale Fortbildungen
Vor der Gründung von hej.build hatten sowohl Hannes als auch Michael schon eigene Unternehmen in einer jeweils anderen Gesellschafterkonstellation gegründet. Und beide beschäftigte damals schon ein gemeinsames Thema: digitale Fortbildungen in der Architektur. Der eine mit Fokus auf die technische Umsetzung, der andere mit Blick auf die inhaltliche Ausrichtung.

So kam es nach der Kontaktaufnahme via LinkedIn zu einem ersten, zunächst unverbindlichen Kennenlernen mit einem Croissant am Essener Hauptbahnhof. Und wie es der Zufall wollte, landete noch am selben Abend eine Anfrage bei Michael: Ein Bauprodukthersteller suchte jemanden, der eine bestehende Fortbildungsplattform übernehmen wollte. Michael fragte Hannes, ob er sich das vorstellen könnte und schon stand das erste gemeinsame Projekt. Eine Woche Zeit fürs Angebot, fünf Wochen für die Umsetzung. Danach war klar: Was so gut unter Zeitdruck funktioniert, das matched. Und so wurde aus dem ersten Projekt mehr. Die Idee für ein gemeinsames Unternehmen und wenig später die Gründung der GmbH, deren Jahrestag sich im Frühjahr 2025 zum vierten Mal jährt.
»Zusammen macht es einfach mehr Spaß und unsere Skills ergänzen sich perfekt. Michael bringt Architekturverständnis und Sales-Skills mit. Ich steuere Tech, Tools und Prozesse bei.« — Hannes
Die Chemie stimmte. Und zwar nicht nur fachlich. Die beiden nahmen sich zu Beginn der gemeinsamen Reise bewusst Zeit, um zu klären, ob sie als Gründer-Duo funktionieren. Statt voller Aktionismus loszulegen, arbeiteten sie sich durch einen strukturierten Fragenkatalog. Offen, ehrlich, mit Blick auf die jeweiligen Lebensrealitäten, Werte und ein gemeinsames Rollenverständnis.

»Wir haben bewusst geprüft, ob wir wirklich zusammen gründen sollten. Und wir haben festgestellt: Unterschiedlich zu sein ist unsere größte Stärke.« — Michael
Die ersten Monate waren intensiv. Inhaltlich und organisatorisch auch nicht immer ein Zuckerschlecken. Neben dem ersten größeren Projekt ging es vor allem darum, hej.build als funktionierende Arbeitsumgebung aufzubauen: Welche Tools brauchen wir? Wie arbeiten wir zusammen? Was hilft uns, im Alltag miteinander zu kommunizieren? Gleichzeitig haben wir begonnen, uns grundsätzliche Fragen zu stellen: Wie positionieren wir uns in einem oft noch klassischen und eher konservativen Marktumfeld? Wie wollen wir selbst als Brand sichtbar werden in Haltung, Sprache und Auftritt? Und vor allem: In welchen Bereichen können wir unseren Kunden am meisten unterstützen?
Hannes: »Wir haben viel Zeit in die Auswahl unseres Tool-Stacks und die passenden Abläufe gesteckt. Alles sollte einfach funktionieren – und gleichzeitig dazu beitragen, dass wir uns als Team gut organisieren können.«

Mit Google Workspace, Slack, Notion & Co. war das Setup präzise definiert. Doch die Tools waren nur der Anfang. Es brauchte Routinen und Formate, die dafür sorgen, dass man sich nicht aus den Augen verliert. Lunch & Learns, gemeinsame Friday-Checkouts und klar strukturierte Abläufe im Arbeitsalltag machten den kleinen, aber feinen Unterschied. Ergänzt durch echte Treffen wie Offsites und Workations, die von Anfang an bewusst eingeplant waren. So entstand nach und nach ein Rahmen, der Orientierung gab und in dem sich Zusammenarbeit gut und vertraut anfühlt, auch ohne gemeinsames Büro.
Wir wachsen, wir lernen und wir entwickeln uns immer weiter
Viel hat sich verändert in den letzten vier Jahren. hej.build ist gewachsen, sowohl personell, inhaltlich als auch strukturell. Heute wirken wir nach außen noch klarer positioniert, sichtbarer, mit geschärftem Profil. Innen hingegen ist vieles gleich geblieben: die Grundhaltung, das Miteinander, die Offenheit für Veränderung.

Michael: »Nach außen hat sich hej.build extrem weiterentwickelt. Nach innen sind wir uns treu geblieben. Wir hinterfragen uns regelmäßig, reflektieren unsere Entscheidungen auf unserer Heads-Ebene jedes Quartal und haben eine hohe Lern- und Entwicklungsgeschwindigkeit. Aber die Basis ist fest und belastbar.«
Das gilt auch für die Rollen der beiden Gründer. Die grobe Aufteilung – Innenminister trifft Außenminister – war schnell gefunden. Doch mit jedem Wachstumsschritt verändert sich auch die eigene Rolle. Und manchmal ist man sich selbst dabei im Weg.
Michael: »Man muss sich und seine Rolle immer wieder neu bewerten. Sonst wird man zum Flaschenhals – und damit zum limitierendsten Faktor im Unternehmen.«
Hannes: »Unsere Rollen haben sich mit der Zeit geschärft. Michael als Sales-Fuchs, ich als Tech-Schwein* – das passt. Gleichzeitig sind sie aber auch ein Stück weit unwichtiger geworden. Zum Glück. Denn unser Team trägt mittlerweile viele Bereiche eigenverantwortlich, sodass wir uns selbst überflüssig machen.«
*Anm. d. Redaktion: Wer sich über die tierische Rollenverteilung wundert, ist herzlich auf einen Erklärungskaffee eingeladen 😉

Auch am Markt hat sich einiges verändert. Die Budgets, die zu Beginn noch locker saßen, sind längst nicht mehr selbstverständlich. Kunden wägen stärker ab, wofür sie externe Unterstützung in Anspruch nehmen. hej.build hat früh darauf reagiert: mit einem klareren Themenfokus und einem breiteren Angebot. Neben der strategischen Beratung spielen heute auch inhaltliche Umsetzungen und eigene Formate wie die Academy eine größere Rolle. Und: Die technologische Entwicklung bringt vor allem auch Chancen, gerade für ein remote aufgestelltes Team.
Hannes: »KI verändert gerade viele Geschäftsmodelle. Auch unseres. Aber wir haben schon immer einen Tech-Fokus. Für uns ist KI eher Booster als Bedrohung. Weil wir remote arbeiten, läuft eh fast alles digital. Und genau daraus entsteht ein Datenschatz, den wir heute produktiv nutzen.«
Und wie sieht’s mit Fehlentscheidungen aus? Die Antwort ist so ehrlich wie pragmatisch.
Michael: »Etliche Entscheidungen würde ich rückblickend anders treffen. Aber nichts Grundsätzliches. Und das ist viel wert.«
Hannes: »Natürlich gab’s auch Ideen, die sich im Nachhinein als Umweg herausgestellt haben. Vielleicht hätten wir das eine oder andere interne Projekt früher loslassen sollen. Aber im jeweiligen Moment waren die Entscheidungen nachvollziehbar. Und genau darum geht’s.«

Ein Thema, das dabei besonders ins Gewicht fällt: personelle Entscheidungen.
Michael: »In einem kleinen Team wie unserem wiegen sie doppelt – finanziell und menschlich. Wir hängen sehr am Miteinander. Da fällt es manchmal schwer, fachlich richtige, aber menschlich schwierige Entscheidungen zu treffen.«
Kein Team von der Stange
Denn gemeinsam mit hej.build ist in den letzten Jahren auch das Team gewachsen. Neue Skills, neue Blickwinkel, neue Charaktere: Über die Zeit ist aus dem kleinen Gründungskern ein vielseitiges, eingespieltes Team geworden. Remote verteilt, aber mit einem klaren, gemeinsamen Verständnis davon, wie man zusammenarbeiten möchte.
Was hej.build heute ausmacht, ist nicht allein das, was sich zwei Gründer ausgedacht haben, sondern das, was im Team draus geworden ist. Es sind gemeinsame Prozesse entstanden, eigene Themen wurden eingebracht, Entscheidungen mitgetragen. Vieles, was heute selbstverständlich wirkt, hat sich aus dem echten Bedarf entwickelt.

Hannes: »Wir haben über die Jahre viele Perspektiven und Kompetenzen dazubekommen – fachlich, aber auch menschlich. Das bereichert jedes unserer Projekte spürbar positiv.«
Michael: »Und gleichzeitig ist vieles, was uns von Anfang an wichtig war, geblieben. Offenheit, Wertschätzung, ein gemeinschaftlicher Umgang – das prägt uns bis heute.«
Wie würde man die Zusammenarbeit im Team beschreiben, wenn man sie auf drei Begriffe runterbrechen müsste?
Hannes: »Offen, innovativ, unterstützend.«
Michael: »Transparent, wertschätzend, gemeinschaftlich.«
Fun Facts, Fails und viel Respekt
Und was bleibt hängen, wenn man vier Jahre hej.build Revue passieren lässt? Neben Projekten, Roadmaps und Entscheidungen sind es vor allem die kleinen und großen gemeinsamen Momente, die im Kopf bleiben.
Hannes: »Unsere Remote-Weihnachtsfeiern sind immer Gold wert – vor allem die Kahoot-Quizze, bei denen alle Teammitglieder geheime Fakten über sich preisgeben. Da kam schon Unglaubliches ans Licht. Michaels Frau Martina meinte mal, sie hätte noch nie erlebt, dass jemand vorm Computer so laut feiern kann. No words needed, würde ich sagen. 😀«
Michael: »Und natürlich unsere Offsites und Workations. Das ist jedes Mal ein Highlight. Die letzte Kreativsession hat uns ja sogar die Gewissheit gebracht, dass Hannes zwar viel kann, aber Acryl auf Leinwand eher nicht dazu gehört.«

Auch die gegenseitige Wertschätzung kommt nicht zu kurz. Ganz ohne Pathos, aber mit ehrlichem Blick auf das, was das Gegenüber ausmacht.
Hannes: »Kurz gesagt: Michael ist einer der angenehmsten Menschen, die ich kenne. Dazu kommt seine seltene Kombination aus Architekturverständnis, Top-Sales-Skills und eingebauter Beratermentalität. Und auch wenn er’s selbst nicht so sieht: Mit gefühlt tausend Ideen pro Sekunde ist er unser ganz persönlicher H100*.«
*Anm. d. Redaktion: H100? Der derzeit leistungsstärkste Chip von Nvidia. Und ja, das ist aus dem Mund eines Techies als Kompliment gemeint.
Michael: »Hannes bringt eine analytische, rationale Denkweise mit und liebt alles, was ich eher meide: Prozesse bauen, Schnittstellen programmieren, technische Details klären. Gleichzeitig hat er eine beachtliche gedankliche Bandbreite: vom Coding bis zur kreativen Konzeptarbeit. Nur beim Malen auf der Leinwand gibt’s besagte Luft nach oben.«

Und vielleicht ist genau das die größte Stärke: ein Unternehmen zu bauen, das nicht bis ins letzte Detail perfekt sein muss, aber in seiner Konstellation einfach passt. Eine Konstellation, die so stimmig ist, dass Hannes rückblickend sagt, eine der besten Entscheidungen sei gewesen, gemeinsam mit Michael am Ball zu bleiben.
Und was kommt als Nächstes?
Vier Jahre liegen hinter hej.build, aber in Gedanken sind Hannes und Michael längst ein paar Schritte weiter: Bei einem hej.house mit Meerblick, das Rückzugsort und Denkraum für das ganze Team wird. Bei Tools, Daten und Strategien, die Kunden dabei helfen, KI sinnvoll in Marketing und Vertrieb einzubinden. Und bei einem neuen Projekt von Architekt:innen für Architekt:innen, das gerade erst Form annimmt.
hej.build war nie als fertiges Konstrukt gedacht. Und vielleicht ist »nicht fertig« ja genau der Zustand, in dem die besten Ideen entstehen?
