Zielgruppe

Tipps zur zielgruppengerechten Kommunikation mit Architekt:innen

»Wir möchten mit unseren Kommunikationsmaßnahmen gerne (mehr) Architekt:innen erreichen.« Diesen Wunsch hören wir von unseren Kund:innen und denen, die es werden wollen häufig und antworten ebenso oft mit der Gegenfrage: »Welche denn genau?» Warum es wichtig ist, die eigene Zielgruppe ziemlich gut zu kennen und wie diese spezielle Spezies erreicht werden kann, dröseln wir in den folgenden Abschnitten auf.

Lesezeit
10
Minuten
Autor:in
hej.build-Team
Datum
Januar 2023
Eine schwarz gekleidete Person steht an einem Rednerpult.

Klischee-Bingo oder auch Fettnäpfchen und Volltreffer in der Architektur-Kommunikation«

Oh, no. 😩
  • Kommunikation, nur um der Kommunikation willen. 
  • Durch Insellösungen das Leben der Planenden unnötig erschweren.
  • Zu denken, Architekt:innen wüssten alles aus dem Effeff.
  • Mit Slogangs, Werbebroschüren und Image-Filmen überschütten.
  • Billige und minderwertige Merchandises.
Hell, yes. 🤩
  • Ästhetisches Auge der Architekt:innen beglücken.
  • (Un)Sichtbar sein und den besten Service bieten.
  • Auf Füllinformationen verzichten und zum Punkt kommen.
  • Trend-Themen, ja. Mainstream, nein.
  • Gebündelte Informationen liefern und Allianzen bilden.
»Ich bin so viel, was das Klischee nicht erwarten lässt: Ich bin großzügig, ich kann jederzeit Regeln brechen, bin nicht konsequent im Leben, ich tanze gern mit Freunden bis tief in die Nacht, ich kann es sehr genießen, auch einmal nicht zu arbeiten, das kann ich gut! Ich kann Clubatmosphäre im Betonkubus oder einfache Raumerfahrung im Holzstapel in Hannover, auf der EXPO … Ich muss niemanden etwas lehren, ich bin eigentlich doktrinfrei.« — Peter Zumthor

Klischees vs Zielgruppe

Klischees gibt es für jeden Berufszweig. Aber kaum jemand hört gerne, dass eines genau auf sie oder ihn passt. Und das zu Recht, denn nicht nur Architekt:innen trinken gerne guten Kaffee im schwarzen Rollkragenpulli und nicht nur Hacker sitzen im dunklen Keller und starren auf vier Bildschirme gleichzeitig. Deshalb ist es für zielgruppengerechte Kommunikation ganz entscheidend zu wissen, welche Architekt:innen Sie zu welchem Zeitpunkt in deren Arbeit erreichen möchten, um ihnen das Leben wirklich zu erleichtern. In welchen Strukturen arbeiten sie? Woher nehmen sie ihre Informationen und bleiben auf aktuellem Stand? Im besten Fall: Wie leben sie selbst? Oder welchen Marken vertrauen sie privat?

Erfahrung aus erster hej.hand

Da die meisten von uns bei hej.build Architekt:innen sind oder Architektur studiert haben, wissen wir aus eigener Erfahrung, wovon wir sprechen.. Auf dieser Grundlage bauen wir unsere gesamten Kommunikationsempfehlungen auf –von und für Architekt:innen. Es geht uns um einen nachhaltigen Wissensaustausch zwischen denjenigen, die produzieren und denjenigen, die planen. Denn wenn diese beiden Berufszweige miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten, sieht man es den Ergebnissen an: Im besten Fall sind die entwickelten Produkte konkrete Antworten auf bauliche Herausforderungen.

Vom Baumeister zur Spezialist:in

Wenn vor langer Zeit eine Kathedrale gebaut wurde, gab es einen Baumeister, der die Baustelle leitete: Jemanden, der die Vorstellungskraft für das Ergebnis hatte und den Handwerker:innen sagte, wann was zu tun war. In modern strukturierten Architekturbüros gibt es zu jedem Fachthema mindestens eine zuständige Mitarbeiter:in – oft sogar ein ganzes Team, weil die Anforderungen so vielfältig und jeweils tiefgreifend sind. Je größer ein Büro ist, desto mehr Spezialist:innen sitzen unter einem Dach:

  • Entwerfer:innen, Modellbauer:innen, Planer:innen, Projektleiter:in, Bauleiter:innen, Lichtplaner:innen, etc.
  • Spezialist:innen für die Themen Building Information Modelling (BIM), Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Öffentlichkeitsarbeit, Materialeinsatz, Visualisierung, etc.

Wie jedes Unternehmen aus der Baustoffindustrie, besteht auch jedes Architekturbüro aus unterschiedlichen Expert:innen – wer soll also soll genau mit dieser einen Kommunikationsmaßnahme angesprochen werden?

Unser Tipp 💡

Subzielgruppen oder Cluster helfen bei der genauen Definition der Personen, die erreicht werden sollen. Und fragen Sie bestehende gute Kontakte aus Ihrem Netzwerk nach deren Meinung. Immer noch ratlos? Dann bieten auch wir Zielgruppen-Panels an, in denen wir konkreten Fragestellungen gezielt auf den Grund gehen.

Das richtige Timing für den besten Service

Wie laufen Entscheidungsprozesse in Architekturbüros ab? Wann ist für Bauprodukthersteller:innen der richtige Zeitpunkt, in ein Projekt einzusteigen? Architekt:innen arbeiten in messerschaft definierten Leistungsphasen (LPH) nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), die aufeinander aufbauen und unter anderem folgende Punkte beinhalten:

LPH 1: Grundlagenermittlung

  • Klären der Aufgabenstellung und Planungsmethode
  • Beratung zum gesamten Leistungsbedarf

LPH 2: Vorplanung

  • Vorplanung unter Berücksichtigung der wesentlichen städtebaulichen, gestalterischen, wirtschaftlichen, technischen und ökologischen Zusammenhänge und Vorgaben
  • Erste Kostenschätzung, Terminplanung und Mengenermittlung

LPH 3: Entwurfsplanung

  • Entwurfsplanung üblicherweise im Maßstab 1:100 als Fortführung des Vorentwurfs
  • Objektbeschreibung inklusive Materialitäten
  • Verhandlung der Genehmigungsfähigkeit
  • Kostenberechnung

LPH 4: Genehmigungsplanung

  • Erarbeiten und Zusammenstellen der notwendigen Vorlagen und Nachweise für den Bauantrag und ggf. anderer erforderlicher Genehmigungen

LPH 5: Ausführungsplanung

  • Grundlage für die Ausführung des Gebäudes inklusive aller für den Bau notwendigen Einzelangaben, Bauteilaufbauten und Details
  • Konstruktionsplanung unter Einbeziehung der Planung aller fachlich am Bau Beteiligten

LPH 6: Vorbereitung der Vergabe

  • Erstellen der Leistungsbeschreibungen und Leistungsverzeichnisse nach Leistungsbereichen (Gewerken)
  • Erstellen des Vergabeterminplans
  • Kostenberechnung

LPH 7: Mitwirkung der Vergabe

  • Koordinieren der Vergaben der Fachplaner
  • Einholen von Angeboten, Prüfen der Angebote, Bietergespräche und Erstellen der Vergabevorschläge
  • Mitwirken bei der Auftragserteilung

LPH 8: Objektüberwachung

  • Bauleitung = Überwachen der Ausführung
  • Dokumentation des Bauablaufs, Überwachen des Terminplans, Organisation und Abnahme der Bauleistungen
  • Kostenkontrolle und Rechnungsprüfung

LPH 9: Objektbetreuung und Dokumentation

  • Fachliche Bewertung von Mängeln im Rahmen von Gewährleistungsansprüchen
  • Objektbegehungen zur Mängelfeststellung vor Ablauf der Verjährungsfristen

Zu welchem Zeitpunkt erscheint Ihnen die Ansprache richtig? Ab wann würden Sie die Architekt:innen gerne mit Rat und Tat begleiten? Aus unserer Erfahrung heraus ist es für das Ergebnis immer besser, je früher alle Beteiligten mit einbezogen werden. Das wiederum ist oft Wunschdenken, weil diese Kommunikation enorm aufwändig ist und über das Architekturbüro laufen muss. Wie können Sie also auf sich aufmerksam machen, ohne zu nerven?

Unser Tipp 💡

Indem Sie Ihr Expert:innenwissen, eine hilfreiche Zusammenarbeit und keine Produktwerbung anbieten. So entstehen langfristig Netzwerke, die von beiden Seiten geschätzt werden – manchmal sogar Freundschaften.

Kreativität und Fachwissen

Was Architekt:innen eint, sind Kreativität und Fachwissen. Auch wenn heute mit 3D-Programmen gearbeitet wird, bleibt die Vorstellungskraft für Ästhetik und kommende Abläufe eine Stärke der Planer:innen. Vor allem sind es die Bedürfnisse, Gewohnheiten und Vorlieben der Bauherr:innen, für die Architekt:innen ein feines Gespür haben.

Architekt:innen sind Entdecker:innen: Sie wollen fühlen, tasten, hören und auch schmecken, wenn es hilfreich ist. Oberflächen, Strukturen und Materialien mit (fast) allen Sinnen zu erleben, ist eine Eigenschaft, die viele Architekt:innen aus ihren jüngsten Jahren in Erinnerung haben. Im Beruf spiegeln sich solche Eigenheiten in Detailverliebtheit wider: Was sich für die Nutzer:innen einfach stimmig und gut anfühlt, ist von den Architekt:innen gezielt geplant und kombiniert. Materialproben finden Sie in jedem Planungsbüro – nutzen Sie diese Tatsache für sich und lassen Sie Ihre Produkte erst einmal bei den Architekt:innen für sich sprechen. Wenn Sie dann für eine Beratung angefragt werden, haben Sie es geschafft, denn das ist Ihr Kapital, da sind Sie die Expert:in.

»Wissen Sie, ich bin Architekt aber – vermutlich familiär geprägt – auch Bauunternehmer. Und so weiß ich, wie wichtig solide Ausführung, gutes Handwerk ist. Gute Architektur hat für mich weniger mit ästhetischen Dingen, weniger mit Perfektion zu tun, insbesondere bei öffentlichen Bauten. Die haben eine zentrale Funktion in der Stadt, die haben eine Mission. Hier sollen sich die Menschen treffen und all die Dinge machen, die Menschen zusammen machen. Und so müssen diese speziellen Gebäude eine ganz besondere Geste haben. Eine Kirche, ein Rathaus, die Universität, die Schule, der Sportplatz, diese Gebäudetypen hatten und haben immer eine zentrale Funktion in unserer zivilisierten Gesellschaft. Und über alles Gestische, allen Stolz hinaus sollten sie immer Würde besitzen.« — Renzo Piano

Medienverhalten von Architekt:innen

Wenn Architekt:innen von etwas überzeugt sind, bleiben sie ihren Überzeugungen häufig treu. Das gilt für ihre Haltung, für ihre entwerferische Handschrift, für ihre Vorlieben für ein Material, aber auch für Marken und Produkte. Die Auswahl der Möglichkeiten ist so groß, dass Architekt:innen manchmal froh sind, auf Bewährtes zurückgreifen zu können.

So ist es auch mit den Medien und den Informationsquellen. Da Architekt:innen von allem etwas Ahnung haben müssen, sind sie häufig sehr belesene und vielseitig interessierte Personen. Architektur steht niemals für sich alleine und so ist es auch mit den Menschen, die diese entworfen haben. Sie bewegen sich immer in der Gesellschaft, nicht am Rand. Sie informieren sich wie wir alle – über Tages- und Wochenzeitschriften, Social Media, etc.; darüber hinaus selbstverständlich über die bekannten Fachzeitschriften. Und wenn die Zeit reicht, sogar in der haptischen Print-Version. Aber Zeit ist kostbar und zwischendurch sind Newsletter einfach händelbarer - sofern sie einen wirklichen Mehrwert bieten und nicht nur verschickt werden, weil es halt alle machen. Oder sie nehmen sich so richtig Zeit und besuchen eine Messe – wo wir schon beim nächsten Punkt sind.

Wo treffen Sie auf Architekt:innen – und wo nicht?

»Nicht, dass wir beim Abendessen immer über Architektur gesprochen haben, aber wenn wir auf Reisen waren, haben wir natürlich Städte und Gebäude besichtigt, Museen besucht … Insofern war das schon ein integraler Bestandteil unseres Lebens. Wir wurden einfach früh für solche Themen sensibilisiert.« (Martin Henn)

Neben den täglichen Informationsflüssen sind Inspirationsquellen wie H2O für Architekt:innen – ohne geht es nicht. Die größte Inspiration sind schon im Studium die Exkursionen, das Reisen. Fremdes entdecken und dadurch das Eigene erkennen, gehört zu den schönsten und einflussreichsten Dingen, denen sich Architekt:innen mit allen Sinnen und voller Genuss widmen.

Die zweite Quelle, sind Messen, auf denen Architekt:innen sich treiben lassen, nach neuen Eindrücken suchen, Kontakte knüpfen und auffrischen – ebenso wie Sie. Wer sich an solchen Tagen gestalterisch und inhaltlich interessant präsentiert, bei dem stehen die Architekt:innen Schlange. Aber auch hier gilt: Business is Peoples Business. Wählen Sie weise, wer Ihren Stand repräsentiert und wen Sie auf die Architekt:innen in der Beratung loslassen.

Fazit

»Wichtig ist, dass ich etwas außergewöhnlich, sehr gut finde. Dann mache ich auch etwas dafür, ohne mich im Vordergrund zu sehen.« — HG Merz

Wissen Sie, warum Architekt:innen oft schwarz oder zumindest gedeckte Farben tragen? Das Zitat des Architekten HG Merz trifft es sehr gut: Architekt:innen möchten im besten Fall hinter ihren Projekten, ihrem Werk stehen. Unauffällig, beobachtend, reflektierend, bauend. Und sicherlich auch ein kleines Stückchen unnahbar.

»Bei einem Projekt in der Oberpfalz habe ich exemplarisch versucht, im Sinne einer konsequenten Kreislaufwirtschaft zu handeln. Es geht um einen alten Stadel, gelegen in Kneiting, einem Dorf nördlich von Regensburg. Zunächst wurde dieses scheinbar nicht wertvolle Gebäude erhalten. Für die Morphologie des Ortes war das von zentraler Bedeutung. Denn der Ort verliert an so vielen Stellen seine stabilen Strukturen und wurde zumindest hier geschont. Das alte Holz der Bretter haben wir größtenteils wieder eingesetzt. Es wurde nur so viel neues Holz verbaut, wie unbedingt notwendig war. Dieses Holz stammt aus dem nahegelegenen Wald, wurde in einer kleinen Säge geschnitten und von regionalen Handwerkern verbaut. Das Projekt ist keine Sanierung, sondern eine Reparatur. In dem Sinne versteht es sich als „schonend“ und „bewahrend“. Nicht weil es zurück schaut und meint, früher wäre alles besser gewesen. Nein, die „Kneitinger Bretter“ stellen die Frage, ob es nicht Wahrheiten aus vergangenen Zeiten gibt, die wir weiter tragen können oder gar müssen, die wir brauchen, um in Zukunft gut leben zu können.« — Max Otto Zitzelsberger

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